Diesmal nur in kleiner Eintrag, dafür aber viel mehr zum Schauen :-)
Armida, sehen und ...
Letztes Wochenende machte ich mich auf zu einen Ausflug nach Wexford mit Markus, Katinka und Michael, um die Oper Armida zu sehen.
Eine Oper in vier Akten und Dvořáks 10, und letzte Oper, die sehr in Vergessenheit geraten war | Originalsprache:Tschechisch | Musik: Antonín Dvořák | Libretto: Jaroslav Vrchlický | Literarische Vorlage:Torquato Tasso: Das befreite Jerusalem | Uraufführung: 25. März 1904, Prager Nationaltheater | Spieldauer:ca. 3 Stunden | Ort und Zeit der Handlung: Damaskus und Umgebung, während des Ersten Kreuzzugs gegen Ende des 11. Jahrhunderts.
Wexford hat eine sehr interessant-gestaltete Oper und sie ist auch das einzige Opernhaus als solches in Irland.
Hinter einem scheinbar einfachen alten Wohnhausblock ragt sie in unvermutete Hoehe. Wexford selbst, an der südwestlichen irischen Küste gelegen, liess mich erneut innerlich Abstand halten, als wir ankamen, wie auch schon bei einem frueheren Besuch vor ein paar Jahren; es fühlt sich eher rauh, ungehobelt und wenig einladend an, trotz netter alter Häuser, modernerer Gebäude und Einkaufstrassen und einem, jedoch eher mageren Hafenstadt-Flair.
Man muss sich kennen und Kontakte dort haben, um es zu mehr zu schätzen, nehme ich an. Und es gibt eben auch einfach viele Orte auf der Erde, die nicht im Besitz magischer Kräfte sind...
© Wexford opera house image
© Wexford opera house image
Das Libretto war... ausserhalb jeglichen wertvollen Diskussionsrahmens. Die Kanonen des ersten Kreuzzuges von Damaskus hätten nicht gereicht, um es zu zerreissen.
Die Hauptsolistin beeindruckte uns sehr in ihrer Stimmgewaltigkeit und einem wunderschönem Klang, jedoch wirkte sie belustigend ärmlich im Schauspiel, wie auch viele andere der Truppe; die Männer- und Frauen-Chöre überzeugten durchaus, das Orchester spielte sehr gut und die Musik hatte sehr schöne Momente. Die Oper selbst... Texte, die zwei Minuten-Bedeutungen enthielten, zogen sich ueber drei Stunden hin. Computeranimierte alberne Spielzeug-Drachen, die an die alten Flash Gordon Movies erinnerten, vor-und rueckswaertslaufende Dünen, sich stets wiederholende im Kreis drehende Unterwasserpflanzen, auf grossformatige Bildschirme projeziert im Hintergrund, unklare Stilrichtungen zwischen Nostalgischem und Modernem... es passte einfach nicht.
Die Wexforder High-Society hatte sich jedenfalls aufgemoebelt und prahlte um die Wette in einem old-fashioned Schmucksein. Man trank und zwirbelte suesslich am Small-talk, rieb sich Schulter an Schulter mit sueffisanten know-How-to-comment- Laecheln auf den Lippen, waehrend der Abend in den Strassen beschlossen hatte, sich einzuregnen.
Die anschliessenden verbalen Ausfaelligkeiten und furchtbar respektlosen Poepeleien eines Mannes seiner Partnerin gegenueber im Pub bei einer Gruppe von testos-geladenen und ohrenbetaeubendem Fussball-Bruellgesang von U-40igern erschuetterte mich dann schon fuer einen Moment. Aber ich konnte nicht wirklich intervenieren, obwohl ich mich freundlich zu der Frau hinwandte und sie fragte, ob sie in Ordnung sei, als ihr Partner laut schimpfend zur Toilette verschwand. Sie dankte mir fuer meine Frage und nickte mir schuechtern zu, aber sie verblieb in ihrer stummen und wahrscheinlich peinlich beruehrten Niedergeschlagenheit.
Es war nicht mein Business.
Hook Lighthouse
Am nächsten Tag fuellte mich der Besuch zum Hook Lighthouse wieder mit viel Seeluft und freundlicherer Energie nach einem deprimierenden vorherigen Tag, und ich konnte das Wellenspektakel, das wunderbar wechselhafte Licht und die Führung zu einem der aeltesten Leuchttuerme der Welt und zweitaeltesten noch operierenden Leuchtturm der Welt geniessen. Seine Struktur steht seit 850 Jahren unveraendert im Wind der irischen See.
Hier habe ich dann wieder meiner Leidenschaft Raum gegeben und viel Wasser in die Linse gelassen. Ich werde nicht muede, die Strukturen und Farben der Wellen, die perlenartig spruehende Gischt, das Prasseln des wuchtvollen Wassers gegen harten alten Fels zu bestaunen und die Formen, das Lichtspiel und Drama des Himmels immer wieder in einem neuen Moment zu erwischen.
Die volle Gischt gibt es unter "Hook Lighthouse Gallery"
Das JAZZ JAM PROJEKT LIMERICK, welches ich Frühjahr 2022 mit Joe O'Callaghan ins Leben gerufen habe, und mittlerweile alleine leite, läuft nach 7 Sessions von Juni-September weiterhin gut in den Winter hinein und ich werde am kommenden Sonntag die zweite Winter-Session leiten.
Es scheint wieder ein Bedarf vorhanden zu sein (es gab lange eine diverse Müdigkeit gegenueber jazz workshops in Limerick) fuer das Konzept der freien Entfaltung in einem Raum von Gleichgesinnten und Hoffnungsvollen !
"Musik ohne Bühne"; keinTalent muss sich beweisen oder zur Schau ausstellen und unter diesen Ängsten leiden, wenn es auch anders geht. Ohne Versagensangst im Kontakt mit dem jeweiligen Instrument zu sein, sich einzulassen auf andere, auch sehr nervöse Menschen, die nichts anderes wollen, als ihren musikalischen Impulsen zu folgen, ist mein Weg in diesem Projekt. Ich biete den Raum fuer Kollaborationen, fuer Spass, fuer Anregungen und Ideen, sich zu zeigen mit einem kreativen oder schüchternem Sinn, das Lernen im Tun zu erspielen und gemeinsam aus der Rolle zu fallen.
Dafuer verwende ich nun auch Ideen aus meinem Aufenthalt im Kreta-Seminar, wie z.B. ein wechselndes jazzbezogenes 'Motto' fuer jede Session... eine atmosphärische Umgebung ist ja Grundvoraussetzung zum Wohlfühlen und mit dem Raum gegeben, den ich dafuer buche. Aber ich gestalte auch leichte Anleitungen, ohne dem Beigeschmack einer Betriebsanleitung, ich unterstütze die, die sich nicht trauen, rigide Strukturen zu verlassen, ich versuche, Respekt und Achtsamkeit im Miteinander zu fördern und es gibt eine freie Improvisation fuer alle am Anfang jeder Session, die ich einleite mit ein paar Worten an die Gegenwart.
Ich bin gespannt, wie es damit weitergeht :-) Ich werde bald auch eine kleine Webpräsenz basteln, damit Neugierige noch einfacheren Zugang haben, sich zu erkundigen und eventuell miteinzusteigen.
Das wars fuers Erste und den November bisher :-)
Ich hoffe, ihr seid wohlauf!
Auf bald
Birgit
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