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KRETA INTENSIV

Aktualisiert: 16. Okt. 2022

Meine persönliche Reportage über das Kreta-Seminar bei Brigitte Roessler mit dem diesjährigen Thema "Lebenslinien – Lebensmuster"


Eine lange Zeit ist vergangen seit meinen letzten Berichten von Cliff-Walks, Eseln und der stürmischen Beara-See... Ich grüße Euch !


Bei wechselhaftem irisch-nassen Oktober-Wetter, und fast 2 Wochen nach Rückkehr von meinem Intensiv-Seminar auf Kreta versuche ich, zeitnah, das Seminar und die Essenz, die ich dort erlebte, in meinen Worten zu wiederzugeben.



Im Januar 2022 buchte ich zwei verschiedene Flüge. einen fuer Kreta im September und einen fuer Berlin im Juli. Das Kreta-Seminar hatte mich seit Jahren interessiert und ich lernte Brigitte Roessler (Atemzyklus Mainz) schon vor 20 Jahren bei ihren Seminar-Tagen in Mainz kennen und achten. Diese Jahr hatte ich das intensive Gefühl, ein paar Lebensfragen zu bearbeiten. Zusaetzlich war ich vor 30 Jahren mit meinem Bruder auf Rucksacktour in Kreta und auch in Paleochora unterwegs gewesen und wollte natürlich den südwestlichen Zipfel der Insel, der Ort des Seminars ist, sehr gerne wiedersehen.

Die Berlinreise fiel leider komplett in die örtliche Kuhscheisse, da mein Reisepass im Mai unbemerkt an mir vorbei und einfach ablief und ich meinen Hinflug nach Berlin nicht einchecken konnte. Es war eine ziemlich verpatzte Geschichte und es kam viel verzweifelte Energie zum Einsatz mit Telefonaten, Emails und intensiven Versuchen, Grenzpolizei und Fluggesellschaften auf meine aufgeloeste Seite zu ziehen – aber nein! Natuerlich gab es Trauer und Ärger über mich selbst, denn die 4-taegige Reise mit Unterkunft in der Villa Kult in Berlin waren das Geburtstagsgeschenk für meine beste Freundin gewesen. Wir haben es jedoch nur verschoben.


Eine Woche nach dem verstrichenen Berlin-Termin hatte mein Vater einen Herzinfarkt!


Es gruselte mich schon etwas, dass es seinen Herzinfarkt bedurfte, um dann doch innerhalb

von 3 Tage einen Notfall-Uebergangsausweis in Dublin zu erhalten, damit ich für ein kurzes Wochenende zu meinen Eltern nach Deutschland fliegen konnte. Mittlerweile ist mein Vater um 3 Stents und eine Aortenklappe reicher; die Klappe wurde diese Woche eingesetzt und er ist glücklicherweise stabil und hat nun die Sorge vor dieser OP hinter sich lassen können.

Meine Sorge über ihn und alle damit verbundenen Themen und Umstände waren ein Bestandteil meiner Reise; alles durfte sich dort liebevoll einreihen und gesehen werden, mit viel Beistand von meinen engsten Freunden und meiner neuen "Kreta Familie".



Erste Tage am Meer


Am 9. September brachte mich Ryanair nachmittags von Dublin nach Chania zu einem sympathischen, recht neuen Flughafen. Ich wurde von zirpender Nacht-Wärme und einem äußerst freundlich-geistreichen Taxi-Fahrer ausgewaehlt entschleunigt über die Berge auf die andere Seite nach Paleochora gefahren. Geplant war ein kühles Bier mit Eva und Manni an der Mauer des Städtchens um Mitternacht (meine Freunde aus Burscheid, die zu dieser Zeit genau dort Urlaub machten. Eva kennt Brigitte zudem von der Ausbildung im Westerwald, die wir alle drei zu unterschiedlichen Zeiten machten).


Eva musste jedoch kurzfristig absagen und wir verschoben das Treffen auf den nächsten Morgen, was mich nicht von meinem ersten griechischen 'μπίρα' abbrachte, während ich die vollmundige Stimmung der Nacht und das sich an die Felsen anschmeichelnde Meeresrauschen auf der Mauer sitzend in mich aufsog. Geschafft – ich war angekommen!


Ich hatte für 2 Tage das Hotel Savas Rooms mitten im Ort gebucht, eine Last Minute Entscheidung eine Woche vor meinem Abflug, die sich als einfache, sehr freundliche und saubere Unterkunft herausstellte. Ich bewohnte 2 Zimmer und drei Betten inklusive Kuechenzeile und Balkon ganz für mich alleine :-)


Am nächsten Morgen traf ich Eva und Manni zu einem ausgiebigen Frühstück an der Promenade mit atemberaubendem Meeres-Blick. Danach raeumten wir innerhalb von 3 Stunden alle Kleider-Läden leer, schlenderten touristisch und artig durchs Städtchen und kauften unser taeglich Wasser und Obst im Supermarkt für die Leichtigkeit des Seins am Meer. Den Rest des Tages verbrachten wir an dem Strand, an welchem ich vor 30 Jahren mit meinem Bruder übernachtet hatte - ein traumhaftes Wiedersehen, in jeglicher Form.



Ich liess mich überzeugen, zum Nacktbadestrand mitzukommen, da die Beiden seit Jahren nichts anderes machen.

Es war sehr bereichernd, so viel Zeit gemeinsam zu haben, vis a vis zu sprechen, zu lachen, zu schweigen, zu ruhen, zu schwimmen, sich treiben zu lassen, die Wellen zu erobern und erschöpft wieder auf das Badetuch zu sinken, mit Sand auf der Haut die Hitze ins Innere dringen zu spueren, um sie wieder im Meer abzukuehlen. Freunde zu sein. Einfach fuereinander dasein und das Laecheln des Daseins geniessen.

Nichts war wichtig, erledigt zu werden – alles war satt und rund.


Abends gingen wir fuerstlich essen und tranken eine zarte Menge koestlichen Weines oder ein Bier mit Augenzwinkern von mir, da ich einem alkoholfreien Seminars entgegenblickte.



In der zweiten Nacht packte mich ein ploetzlicher Mut-Anfall nach dem Essen und ich rief den Beiden zu: "Lasst uns an den Strand gehen, jetzt, schwimmen bei Vollmond, nackt !" Wir hatten keine Badesachen dabei und es war fast Mitternacht, doch sie stimmten begeistert zu und so tappten wir gemeinsam im Dunklen über die noch warmen Holzstege des Strandes zum Meer, um alles von uns zu werfen: Kleider, Sorgen, Vorstellungen, Ängste vor dem dunklen Ozean oder einem weissen Hai und warfen uns direkt ins Glück!

Es war einer der schönsten Momente, den ich seit langer Zeit erlebt hatte; ich fühlte mich völlig frei und vereint mit den salzigen Schaumkronen, und auch sehr geliebt und umsorgt in der Gesellschaft der Beiden. Es war der beste Auftakt zum Seminar!




Ankunft im Seminar



Der Abschied von Eva und Manni wurde nicht ganz so schwer, da ich wusste, dass sie noch eine weitere Woche ganz in der Nähe weilten. Nach einem letzten gemeinsamen Vormittag am Meer buchte ich gegen 3 Uhr ein Taxi zum Anwesen Metacom, das etwa 6 km von Paleochora etwas oberhalb in den Bergen liegt.

Das erste, was ich bei meiner etwas nervoesen Ankunft sah, war der Dom. Das zweite war Klaus. Klaus – Seminar-Teilnehmer, aus Mainz. Der mir freundlich meinen Koffer abnahm und mich zu Matze, Assistent der Gruppe, brachte, aus Mainz, der mich wiederum zu Brigitte und Wolf (ihrem Mann und Assistent), brachte, aus Mainz. Mein Geburtstsort rannte mir förmlich in die Arme...

Ich war etwas aufgeregt und auch gespannt, beide wiederzusehen und dann sehr ueberrascht, dass Wolf und Brigitte sich noch sehr gut an mich erinnerten. Ausser einer ergrauten Erscheinung fühlte sich die Begegnung mit ihnen sehr vertraut an und ich liess mich gerne von einer herzlichen, rheinland-pfaelzisch-angehauchten Umarmung in der Mittagshitze wieder entspannen.


Wolf führte mich schmunzelnd und erklärend über das ganze Gelände bis zu meiner Unterkunft, und es war, als habe sich seit unserer letzten Begegnung keine Zeit verirrt.


Mein Dach-Zimmer befand sich über Margit, aus Mainz und Michi, aus der Schweiz, die später über unsere erste Begegnung aussagten, "da hammer escht Glick gehabt". Aber nicht nur wir, sondern auch Vince, ein griechischer namenloser Streuner, der garnicht auf dem Gelaende sein durfte, uns aber gentlemanhaft bewachte und mit viel Zuneigung, jungenhafter Eleganz und einem ganz eigenen Sinn um den Finger wickelte. Er war ein intensiver Teil unserer sehr gut harmonierenden Frauen-WG. Er erhielt seinen Namen, als ich einzog.






Die Terrasse von Margit und Michi war unten – mein Dachzimmer war über eine Steintreppe rechterhand nach oben zu erreichen. Wir hatten viel Platz, zwei Innenduschen und eine Aussendusche, Rueckzugsorte und viel Natur um uns herum!








Das Seminar



Täglicher Strukturplan


Freizeit




Am ersten Abend trafen sich dann alle vollstaendig eingetroffenen Teilnehmer mit Brigitte und Wolf zum ersten Kennenlernen im Seminarraum. 90 % hatten dieses Seminar schon einmal oder mehrmals erlebt und kannten sich von dieser Arbeit. Fuer 3 Teilnehmern war die Arbeit und Gestaltung in der Begegnung mit sich und anderen relativ neu. Alles, was ich in diesen 12 Tagen erlebt habe, ist mir in seiner Art vertraut aus dem 4-jaehrigen Westerwald-Seminar, das ich vor 20 Jahren machte. Doch es ist immer wieder sehr beruehrend und neu-intensiv in der jeweiligen Begegnung mit neuen Menschen und den Blockaden, Schwierigkeiten und Lebensmustern, in denen wir uns in dem Moment gerade befinden.


Jeder Teilnehmer erhielt einen Umschlag mit 12 Kärtchen und suchte sich einen Stein aus dem in der Mitte liegenden Stein-Kreis aus, und wir wurden gebeten, 12 Dinge aufzuschreiben.

Finde 12 Dinge, die dich schon lange belasten, die du loswerden möchtest oder die deinen bisherigen Weg beschweren oder blockieren.

Am nächsten Morgen sollten wir eines der Kärtchen ungeöffnet zur Morgenmeditation mitbringen. Pinsel und Bilderrahmen, die auf der Mitbring-Liste standen, wurden ein fester Bestandteil nach der täglichen Kundalini-Abendmeditation, um unseren Tag in Stimmung mit Farbe in einem der von uns vorgezeichneten 12 Felder auszudrücken. Dafuer hatte Brigitte extra einen Liste von 10 Farbtönen und dazugehörenden emotionalen Befindungen zusammengestellt.

Nach der ersten Vorstellungsrunde gab es Abendessen an der Aussen-Tafel, an der wir dann weitere 11 Tage gemeinsam unsere sehr geschmackvollen vegetarischen Mahlzeiten einnehmen würden. Es gab auch einen Plan fuer Raum- und Kuechendienst, an dem Jeder in wechselnder Kombination beteiligt war, was unser Zusammensein und die Verantwortung fuer den Rahmen im Aussen unterstützte.


Jeden Morgen wurden wir mit einem liebevollen Zimbel-Gong von Wolf geweckt, um dann in die Morgenmediation der Sufi-Chakren im überdachten Aussenbereich des Seminarraumes, umgeben von Schilf und Oliven-Baeumen mit Blick auf die Berge, einzutauchen.


Blick gegenueber den Bergen, Küche und Essplatz befinden sich direkt am Hang darüber.

Die Sufi-Meditation ist eine sehr atemreiche Angelegenheit, welche ich lange nicht mehr gemacht hatte und immer wieder feststelle, wie sehr sie mir liegt. Sie laedt jedes Chakra energetisch auf und bringt das Innere in Fluss, Blockaden dürfen sich zeigen und langsam wieder lösen. Zu dieser Meditation wurde je einer unserer Zettel ungeöffnet mit allen anderen in eine Ton-Schuessel gelegt und verbrannt, ohne dass wir wussten, welches "Statement" im Feuer verglühte.


An einem dieser Tage erloschen diese geschriebenen Ueberzeugungen, Blockaden oder Hindernisse auf dem Gipfel an der kleinen Kapelle, nachdem wir um 6 Uhr im Schweigen mit Taschenlampen auf den Berg gewandert waren und dort auf den Sonnenaufgang warteten.

Der gemeinsame Weg einer Gruppe spiegelt immer viel fuer Einen selbst. Geht man vorne, in der Mitte oder am Ende? Geht man schnell oder langsam? Lässt man Menschen zurück oder draengt sich vor? Ist man erschöpft, oder verärgert ueber das frühe Aufstehen? Hat man alles dabei, was man braucht ? Oder braucht man es überhaupt ? Leuchtet man mit der Taschenlampe nur fuer sich oder achtet man auf andere? Ist Schweigen doof oder bringt es Einen in die Achtsamkeit? Mag man die Dunkelheit oder eher das Licht? Vertraut man einander?


Das Thema meines Vaters war sehr praesent und so lief ich vertrauensvoll und beruhigt hinter ihm her in Form von Wolf, der an der Spitze ging. Viele Wanderungen und Bergbesteigungen mit meinem Vater haben mich geschult, meinen Schritt behutsam zu setzen, dem Unbekannten bedacht entgegenzugehen und die Kraft zu geniessen, mit meinen blossen Fusstritten schnell an Höhe zu gewinnen, um am Ende einen atemberaubenden Blick zu erhalten.

Es war sehr angenehm, dass auch oben weiterhin Jeder sehr bedacht und leise war und ich in dieser Behutsamkeit die Weite der Atmosphaere und Schoenheit des fruehen Morgens viel eher geniessen konnte.





Wie mir schon fuer viele Jahre vertraut ist, wurde auch in diesem Seminar vor jeder Gruppenarbeit im Gruppenraum ersteinmal ausgiebig getanzt, frei oder a la Ballroom. Es war spannend, auch so viele interessante deutsche Lieder und Texte zu hoeren, die ich nicht kenne und so gut passten. Doch auch der Blues, Samba, Waltzer, Rumba und anderes kamen zum Einsatz.

Thomas, aus Oberhausen, ein sehr guter Tänzer, führte mich elegant und sicher durch den Foxtrot oder Rumba und es fühlte sich wunderbar an. Einen anderen Teilnehmer forderte ich einmal auf fuer ein intimeres, ruhigeres Lied und anschliessend sagte er erstaunt, ich sei die erste andere Frau, mit der er neben seiner Frau je getanzt habe ... sehr beruehrend und doch einfach moeglich.


Es gab immer wieder kleine Pausen zwischen den Arbeitsphasen, die sich im Verlauf sanft oder auch schneller in der Intensität steigerten. Wir teilten unter Anderem geführte Begegnungen (sogenannte Encounter - mit je einer anderen selbstggewaehlten Person; in der Begegnung kann alles ausgesprochen werden, was auftaucht, während das Gegenueber einfach nur zuhört) | Aufstellungen mit Stellvertretern für eine wichtige Bedeutung im Leben | unterstuetzende Untergruppen mit je 5 Teilnehmern, die zusammenbleiben für den Rest des Seminars und von Brigitte gewählt wurden | Atemsitzungen mit Assistenz | Einzelgespräche (wenn notwendig) | Zeit mit einem Thema alleine im Schweigen | Zweiersitzungen mit vorgegebenen Listen...


Liste 1

Wozu lebst Du ?

  • Hast Du einen Lebensplan

  • Ist er zielgebunden, wonach richtet er sich aus?

  • Welche Erwartungen stellst Du an dich

  • Welche Erwartungen stellst Du an dein Leben?

  • Fühlst Du dich frei, über dein Leben zu entscheiden, oder eher gefangen in Vorstellungen, Überzeugungen und Verpflichtungen?

Die Zweier-Begegnung half mir sehr in der Klärung der jeweiligen Fragen oder Glaubenssätze, die ich mit mir herumtrage und Katja (Projektmanagerin, die sehr angetan war von der Tatsache, dass ich Bass spiele und selbst gerade Schlagzeug lernt) hatte die Energie einer gleichaltrigen Schwester, um das Zarte, Kreative, Starke und Gute, was es in meinem Leben gibt, mit viel Esprit zu spiegeln.


Manche meiner negativen und altbackenen Glaubenssätze haben ihre Kraft völlig verloren. Ein paar wenige sind hartnäckig weiter dabei.

Wir schrieben nach einigen Tagen auch einen Brief an unser inneres Kind als Abrundung eines Teils des Prozesses, den wir dann in der kleinen Gruppe unterstuetzend diskutierten. Wir lasen uns unsere Briefe gegenseitig vor und schrieben das daraufhin entstandene individuelle und persoenliche Motto auf unseren selbst-gewaehlten Kreta-Stein.



Mein Motto:


In den freien Zeiten fügte sich alles problemlos ineinander. Teilnehmer, die ein Auto hatten, nahmen andere mit zum Strand oder in die Stadt, manche genossen eine Massage und fanden sich in kleinen Gruppen zusammen, oder man folgte seinem eigenen Rhythmus. Es war leicht fuer mich.


In vieler Hinsicht fühlte es sich an wie absoluter Urlaub ! Gefüllt mit Anmut, Liebe und Achtsamkeit, mit viel Lachen, Witze reissen, Komplimente erhalten und geben, Ehrlichkeit, Geduld und viel Zuhören. Eine Zeit, die es immer so geben kann, egal wo man sich befindet.

Eingang zum Seminarraum mit Tafelinfo für den jeweiligen Tagesablauf



Da das Thema des Seminares "Lebenslinien und Muster" war, gab es auch eine Liste 2:


  • Was willst Du konkret verändern ? Lebensmuster, Strategie, Lebenssituation)

  • Warum ist diese Veränderung wichtig für Dich ?

  • Wie hast Du Dich hier bisher verhalten ?

  • Wie hoch schätzt Du deine Motivation und Bereitschaft, dich dafür anzustrengen, ein ?

  • Welches sind deine Befürchtungen ?

  • Was brauchst Du, um dein Ziel zu verwirklichen / was würde dir helfen dabei?

  • Welche anderen Personen deines Lebenskreises betrifft deine Veränderung, und mit welchen Konsequenzen ?

  • Wie willst Du dich für die gelungene Veränderung belohnen ?

Und hier lache ich, denn ich erinnere noch genau meine Belohnung:


Eine schöne Reise !





Wanderung mit meinem Vater


An einem erneuten wolkenlosen, heissen Nachmittag begab ich mich auf eine Wanderung alleine mit meinem Vater. Wir erhielten ein paar Stunden Zeit und ein Picknickpaket, um alleine mit diesem Thema zu sein und so machte ich mich auf zu einem unbekannten Ort. Das Ziel war der Weg, die Gedanken und Gefuehle, die zu diesem Thema aufkamen und wir sollten Ausschau halten, ob wir unterwegs etwas fanden, was etwas davon widerspiegelte und uns darin begleitete. Es war sehr heiss, doch ich liebe die trockene Hitze des Suedens und Wandern ist eine meiner Leidenschaften. Zwischen Gestruepp und und Felsbrocken lag er dann....

Der Wanderstock meines Vaters. Geborgenheit, Kraft und Stütze.

Es war ein abenteuerlicher Weg, denn ich wollte zu einem ganz einsamen Platz, den man nur über viele Felsen und Abhänge erreichte, doch ich schaffte es, dorthin zu gelangen. An der winzigen Bucht baute ich mir einen Sonnenschutz zwischen zwei Felsen und ass genüsslich mein Picknick, während die Wellen vor mir über die Steine rollten.

Weite. Verbundenheit. Kind sein. Erwachsener sein. Ein wenig Unbehagen haben, so alleine zu sein. Doch ich war nicht allein. Ich ging ein paar Meter hinein ins Wasser, um mich abzukuehlen und betrachtete mir die Steine und umgebende trockene Natur. Gedanken über den Tod. Das Verabschieden von vertrauten Menschen und Haltungen. Geborgenheit, die man sich selbst gibt. Geborgenheit, die andere Einem geben. Kraft, Dinge durchzustehen. Klarheit, zu erkennen, was Jetzt und was Vergangenheit ist.

Trotz meiner Sorgen über die anstehende OP meines Vaters und den Kraftakt, den meine Mutter mit ihren Ängsten um ihn gerade erlebt, hatte ich gute Gedanken darüber. Er schafft das. Wir schaffen das. Wir gehen gemeinsam.

Es war eine schöne Zeit mit ihm. Eine, die ich mir oft gewünscht habe mit ihm. Alleine eine Reise mit ihm zu machen, um ihm nahe zu sein. Worte zu sagen, die man sich nicht traute, auszudrücken und die doch so natürlich sind. In mir.


Als ich später von meiner Wanderung berichtete, waren sehr viele Teilnehmer sehr berührt davon. So wie auch ich.





Gavdos



In der zweiten Woche entschloss sich Brigitte spontan (mit unserem Einverstaendnis), einen Tageausflug auf die vorgelagerte Insel Gavdos mit der Gruppe zu machen. Nicht Jeder ist bootsfest und es gab auch Personen, die Wasser ueberhaupt nicht moegen ;-) Doch alle liessen sich auf das Abenteuer in ihrer ganz individuellen Art ein, und ich mit besondere Freude. Denn auch diese (Hippie-) Insel hatte ich mit meinem Bruder vor 30 Jahren besucht. In gewisser Hinsicht nahm er an diesem Seminar oft teil ;-)

Die Fahrt dauert etwa zweieinhalb Stunden einfach, je nach Wetterlage. Am Abend zuvor durchlitt ich diverse Seelennoete mit einem Abendkleid, das ich mir fuer den letzten Abend am Strand gekauft hatte. Es mag lächerlich klingen, doch es war in diesem Moment eine große Sache und eine alte Geschichte, die mich extrem eng werden liess. Doch ich bekam grossartige Unterstützung von Brigitte und anderen Frauen, die mir meine Seele wieder etwas leuchten liessen.


Ich schmiss diese alten, stinkenden Fische zurück ins Meer auf dem Weg nach Gavdos. Die Wellen frassen sie gierig auf, während sich die Frische des Jetzt in der hochspritzenden Gicht des Bootes ueber mich ergoss.

Lollo, der Skipper, dem halb Paleochora gehört, hatte seinen eigenen Kopf und anstatt an einem der wild-romantischen, recht duenn-besiedelten zauberhaften Stränden in Gavdos anzulegen, wie erhofft, fuhr er mit stolzer Brust einmal komplett um "seine" Insel herum.

Dann legte er an einer Felsenbucht mit Höhlen an, so dass wir vom Boot aus baden gehen konnten. Das Wasser war kristallklar und man sah den Meeresboden trotz einiger Tiefe. Mein erster Kopfsprung vom Boot nach so vielen Jahren kostete mich einiges an Überwindung, aber es fühlte sich toll an ! Und es spiegelte etwas ganz Wichtiges...


Ich schaffe vieles – denn ich habe Mut und vertraue in meine Stärken !

Danach legten wir fuer unser Mittagessen an dem Strand an, an welchem mein Bruder !! und ich vor 30 Jahren fuer zwei Wochen mit griechischen Freunden gezeltet hatten. Das Boot ankerte etwa 30m vom Ufer entfernt, hiess, dass wir schwimmend oder laufend, je nach Körpergröße, mit unseren Habseligkeiten an Strand gelangten. Es gab koestlichen frischen gegrillten Fisch und es war auch tatsaechlich Bier MIT Alkohol erlaubt :-) (Ausgenommen der Skipper natuerlich).




Die untere Gallerie sind Bilder von anderen Teilnehmern der Gruppe... (ich hatte meine Kamera dabei, doch es war letztendlich ziemlich heikel in der recht unvorhersehbaren Umgebung, insofern verwendete ich sie sehr wenig und schwamm auch nicht mit ihr huckepack an Strand ;-) (Die Verwendung dieser Bilder ist privat und weitere Benutzung von Dritten in print und web untersagt)






Meditation und Abendessen am Strand


Wir wussten nie, was der nächste Tag brachte, wie im wirklichen Leben! Das Einzige, das stets präsent war, war der zeitlicher Ablauf auf der Tafel, jedoch nie der Inhalt.

Und so kam es, dass wir an einem Abend der zweiten Woche zur Meditation gemeinsam an den Strand fuhren und Jeder sich ein Plätzchen für sich allein suchte, bis die Sonne fast untergegangen war. Anschliessend assen wir an einer langen Tafel in der Cantina-Bar direkt am Meer zu Abend und es war deutlich und auch schön, zu sehen, wie eng sich die Gruppe schon aneinander gewöhnt hatte. Jede Nacht bot sich ein Sternenhimmel, der Einem wie aus StarTrek fast unwirklich entgegenblinkte, die Wärme der Steine am Strand wie ein heimeliges Kaminfeuer an den Füssen hochkroch, das Rauschen der Wellen wie ausserweltliche Welt-Musik klang, und die typisch griechische Bar mit all diesen wunderbaren Menschen um mich herum gab mir den Rest. Ich war im Frieden mit der Welt.


Frieden in Zeiten des Krieges.






Der Abschluss



Was bleibt noch zu sagen...


Natürlich trug ich das Kleid auf der Abschlussfeier, und ich trug es mit Wohlgefühl und Eleganz! Ich habe eine neue Familie gewonnen! Ich habe grossartige Unterstützung erfahren. Meine enorme Kraft im Spiegel anderer erlebt. Viel Mitgefühl gehabt und erhalten. Viel Austausch erleben duerfen, privat und als Aufgabe. Bin von Ueberraschungen beruehrt worden. Habe viel Feedback erhalten mit erstaunlichen Resultaten. Auch habe ich festgestellt, dass ein Teil von mir tatsaechlich über 50 ist ;-)))

100%. So viel habe ich in Allem gegeben, wie Brigitte es so klar in der Abschlussrunde zu mir sagte. Es ist viel Liebe in meinem Leben. Die letzte Karte haben wir geoeffnet mit heimgenommen. Als Erinnerung und Begleiter, um weiter daran zu arbeiten. Ich nahm interessanterweise die Frage mit heim, mit der ich kam... doch ich habe einen ganzen Rucksack voll guter und intensiver Erfahrung mitgenommen, die mir dabei konkret hilft, diese Frage zu klaeren. Und ich habe zwei Unterstuetzungspartner in Thomas und Anja, mit welchen ich regelmassig telefonieren kann, um Fragen des Lebens und das Leben an sich auszutauschen.


Und ich frage mich gerade, ob es ueberhaupt notwendig ist, diese Frage zu klaeren. Denn jeder Tag ist wichtig, ob er ein spezifisches Ziel oder eine vollbrachte Wichtigkeit enthaelt, oder nicht. denn ich lebe und bin gesund. Und ich mache meistens das, was mich gluecklich macht.


Jeder Tag in unserem Leben ist wichtig und wertvoll, er braucht keine spezielle Berechtigung. Wir sind. Das reicht.




Am 23. September flog ich abends mit Verspätung wieder nach Hause, nachdem ich mit Joachim und Anja den Tag über in Chania verbracht hatte. Die beiden blieben noch zwei weitere Tage dort und halfen mir mit dem Gepäck, als ich nach einem späten gemeinsamen Mittagessen zum Flughafen abfuhr.


Es war schön gewesen, nicht alleine zu reisen !



Eure Birgit





















209 Ansichten1 Kommentar

1件のコメント


t.heining
2022年10月09日

Welch schöne Fotos. Welch schöner Text. Bin mit diesen schönen Worten und auf den Punkt beschriebenen Situationen und Erlebnissen noch mal mit auf die Reise gegangen. Und hab durch Deine Worte vieles vergessenes nochmal in Erinnerung gerufen. Danke Birgit!

Herzliche Grüße aus Oberhausen

Thomas

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